Es braucht immer wieder Zugpferde
Vereine sind in unserem Land traditionell tief verankert – es sind rund 100’000 aus allen Sparten. Sie funktionieren nach dem demokratischen Prinzip und auf ehrenamtlicher Basis. Was heisst ehrenamtlich? Wer sich zur Verfügung stellt und in den Vorstand eines Vereins gewählt wird bekleidet ein Ehrenamt. Das heisst, dass sie oder er das anvertraute Amt ehrenvoll, uneigennützig im Sinne der übrigen Vereinsmitglieder führen soll. Wer in einem Vereinsvorstand mitwirkt, vertritt die Interessen der Vereinsmitglieder, wie beispielsweise ein Gemeinderat die Interessen der Bevölkerung. Es ist also ein Amt das mit Arbeit, Verpflichtungen und Verantwortung, aber auch mit einem gewissen Ansehen verbunden ist. Wie in der Kommunalpolitik wird es auch in den Vereinen immer schwieriger, fähige Personen zu finden, die sich für solche Führungspositionen zur Verfügung stellen.
Unser Leben ist einem stetigen Wandel unterworfen und nichts bleibt lange beim Alten. Der Alltag ist manchmal hektisch und die Freizeit knapp. Die ständige Erreichbarkeit – ein ungesundes Phänomen – setzt vielen Menschen mehr zu, als sie oder er zugeben will und die Anforderungen in Job und der Familie wachsen. Hinzu kommt, dass das Pferdehobby an sich viel Zeit in Anspruch nimmt. Wer möchte unter solchen Bedingungen ein Amt in einem Vorstand übernehmen und dazu noch ehrenamtlich? Und doch braucht es sie, die «Chrampfer» und Visionäre die sich einsetzen, Verantwortung übernehmen und den «Karren» ziehen.
Ein Verein, was ist das
Ein Verein ist gelebte Demokratie. Das Wort Verein oder Verband kommt aus etwas vereinen oder verbinden, in unserem Fall die gemeinsamen Interessen. Da diese «Vereinten» in der Umsetzung und Wahrung dieser Interessen nicht immer dieselben Ansichten haben, gibt eine demokratische Vereinskultur den Rahmen. Das sind feste Strukturen die auf freie Meinungsäusserung und Toleranz gebaut sind.
Vorstandsarbeit als Chance
Vereine sind urschweizerisch und helfen seit jeher den demokratischen Gedanken in der Bevölkerung zu stützen. Wer sich in einen Vorstand wählen lässt hat die Chance sich Kompetenzen anzueignen, die im Berufsleben von Vorteil sind. Dazu gehören rhetorische Fähigkeiten, beispielsweise wenn man sein «Geschäft» vor der Mitgliederversammlung vortragen muss, Führungserfahrung wenn man den Vorsitz hat, Weitsicht wenn es um die Planung geht, Disziplin und Toleranz wenn es darum geht Mehrheitsentscheide im Gremium mitzutragen. Ein Vorstandsmandat macht sich auch bei der Jobsuche in einem Lebenslauf gut. Die heute am stärksten engagierten Leute sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. Junge Leute hingegen findet man wenig. Doch gerade für sie wäre es eine Chance zu lernen, um beispielsweise Verantwortung zu übernehmen. Bedingt aber, dass man ihnen auch gewisse Aufgaben übertragen muss und falls nötig stützend zur Seite steht. Mit anderen Worten: Führungsqualität, Demokratie und Kollegialität sind nicht nur Grundvoraussetzungen damit ein Vorstandsgremium funktioniert, sondern auch wichtige Eigenschaften um junge Leute mit dem Vereinsleben vertraut zu machen, damit sie später bestenfalls diese Kultur weitergeben.
Wer gehört in ein Vorstandsgremium?
Der Wille ein Amt zu übernehmen reicht nicht aus. Nach der Wahl müssen Taten folgen. Wissen und Fähigkeiten auf dem entsprechenden Gebiet sind schon von Vorteil. So sollte der Schatzmeister oder die Schatzmeisterin beispielsweise etwas von Finanzbuchhaltung verstehen, ein Aktuar/Aktuarin etwas von Administration und so weiter. Wer aber glaubt, dass das Amt des Präsidiums dem, eines Alleinherrschers gleich kommt, der ist auf dem Holzweg. Der Präsident, die Präsidentin hat die wichtige Aufgabe, Zweck und Ziel eines Vereins nicht aus den Augen zu verlieren und die Umsetzung der Anliegen aller Mitglieder, über die an der jährlichen Versammlung befunden wird, zu leiten und zu überwachen. Von einem Vorstandsgremium erwarten die Mitglieder aber auch neue Ideen, damit das Vereinsleben interessant bleibt und die Mitglieder weiterhin gewillt sind, ihren jährlichen Beitrag zu bezahlen. Ein Gemeinderat geht beispielsweise jährlich in Klausur. Das bedeutet für einen Tag gemeinsam an einen Ort zu sein, um gezielt über Ideen, Zukunftspläne und deren Umsetzung nachzudenken. Noch nie kam ich ohne Aufgaben und neue Ideen von einer Klausurtagung zurück. Es nahm immer einen sehr dynamischen und innovativen Verlauf und war stets eine interessante Erfahrung.
Gehören Eigeninteressen in einen Vorstand?
Die Antwort ist ja, worauf natürlich das aber folgt. Eigeninteresse ist der Antrieb für gute Leistungen und ist menschlich. Sind wir ehrlich, wer nimmt völlig uneigennützig Arbeit zugunsten anderer auf sich? Wer nur schon vom Ansehen eines Amts profitiert ist eigens daran interessiert. Wo Eigeninteresse aber umschlägt in Egoismus, um beispielsweise sich oder nahestehende Personen zu bevorteilen, oder sein Amt ausnutzt etwas so in eine Richtung zu manipulieren, dass es einem persönlichen Nutzen bringt, dann hat in diesem Moment das Wort Ehrenamt Kratzer abbekommen. Haben solche Personen wirklich etwas in einem Vorstand verloren?
Ein guter Vorstand versteht es seinen Verein zur Zufriedenheit seiner Mitglieder und mit Weitsicht zu lenken. Das ist nicht immer einfach, aber einfach messbar, nämlich am Interesse der Mitglieder an Vereinsanlässen und an den Mitgliederzahlen.
Auch ein Vorstand besteht nur aus Menschen und Menschen wollen bekanntlich Anerkennung für ihre geleistete Arbeit, besonders wenn sie ehrenamtlich ist. Eine Form der Anerkennung ist das Erscheinen der Mitglieder an der jährlichen Hauptversammlung. Aber auch wenn es mal nicht so gut läuft und sich ein Vorstand scheinbar auf Abwegen befindet, ist es von enormer Wichtigkeit, dass die Vereinsmitglieder an der Generalversammlung erscheinen, nämlich um eine Kurskorrektur vorzugeben.
Gerade die Vielfalt der Vereine macht die Schweizer Westernszene aus. Obschon alle einen Westernsattel auf ihrem Pferd haben, decken sich die Interessen noch lange nicht. Trotzdem gibt es zuweilen auch Synergien die gezielt genutzt werden und siehe da, man kommt sich näher. Drahtzieher solcher gemeinsamer Aktionen sind innovative Vorstandsmitglieder, die vorausschauend Planen, die Wünsche ihrer Mitglieder, aber auch die gesamte Szene stets im Blickfeld haben und gezielt vorwärts schreiten.
Haben Vereine im heutigen Alltag noch Platz?
Das Verlangen, gemeinsame Interessen zu Teilen, ist tief in uns verankert. Es ist schön und man fühlt sich wohl in einer Gruppe Gleichgesinnter. Aber vielleicht müsste man die Organisationsstrukturen dem heutigen Zeitgeist anpassen, damit auch Vereinsarbeit im vollbepackten Alltag einen Platz findet. Dorfvereine haben es hier vielleicht etwas einfacher, da in der Regel der gesamte Vorstand und die Mitglieder in derselben Gemeinde oder zumindest in der Region wohnen. Vereins- und Vorstandsmitglieder der Westernreit- und Zuchtverbände wohnen meistens weit verstreut. Je nach Verkehrssituation und Job ist es mit Aufwand verbunden, an einer Vorstandssitzung teilzunehmen. Mit den heutigen Technologien gibt es Möglichkeiten, zumindest Meetings übers Internet abzuhalten.
Hoffen wir, dass sich auch in Zukunft die Vereinsvielfalt in unserer Szene halten mag und weiterhin eine gute Zusammenarbeit unter den Verbänden und ihren Vorständen bestehen wird.
Bis bald an der GV
Bekannte GV Termine 2018
- ApHCS: 24. Februar, Restaurant Go west, Aarau
- FM Western: 3. März, Haras National, Avenches
- NCHA: 24. Februar, Spirit Stone Ranch, Solothurn
- NRHA: Noch nicht publiziert
- SPHA: 23. Februar, Othmarsingen
- SQHA: 10. März, Hotel Krone Lenzburg
- SRHA: 2. Februar, Farmer Rock Schüür, Roggwil
- SWRA: 17. März, NPZ Bern
- WRB: 3. März, Restaurant Bad Bubendorf, Bad Bubendorf
- WRC ZO: 20. April