«Knigge» in der Warm-up Arena

Das Aufwärmen auf dem Turnierplatz ist wichtig, um eine gute Leistung zeigen zu können. Zum einen möchte man seinem Pferd die Frische etwas nehmen und es an die neue Umgebung gewöhnen, zum anderen seine Gelenke und Bänder aufwärmen und es mental auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereiten. Bei regem Betrieb ist das manchmal alles andere als entspannt. Oft wird ein straffer Zeitplan vorgegeben und verschiedene Disziplinen verlangen ein unterschiedliches Warm-up. Hier einige Verhaltensregeln, die das Miteinander im Warm-up Pen vereinfachen.
 
Sei freundlich und tolerant
Begegne deinen Mitkonkurrenten im Warm-up Pen mit Respekt, Toleranz und Freundlichkeit. Ein Lächeln, auch am frühen Morgen, wenn der Tau noch auf den Wiesen liegt und die ersten Sonnenstrahlen noch auf sich warten lassen, wirkt Wunder.

Finde den Problemreiter und gehe ihm aus dem Weg
An einer Schweizermeisterschaft werden alles erfahrende Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Abreitplatz zu sehen sein. An einer normalen Show mischen sich Profis mit unerfahrenen Turnieranfängern. Ein Blick in die Runde und etwas Sachverstand genügen, um die Situation einzuschätzen und zu sehen, auf welche «Kandidaten» man achtgeben oder gar besser aus dem Weg gehen sollte.

Kein «zentrifugieren» beim Longieren
Das Longieren auf dem Abreitplatz ist bei einigen Veranstaltern geregelt. Es gibt Longier-Zeiten, während denen nicht geritten wird und umgekehrt. Wenn möglich sollte das Longieren während andere ihre Pferde reiten, vermieden werden. Wenn es nicht anders geht, dann bitte kontrolliert in einem Radius, der es den Reitern ermöglicht in sicherer Distanz zu vorbeizunavigieren. An Stallhalftern bockende und herumrasende Pferde an der Longe sind ein No-Go.

Vorausschauendes und wachsames Reiten
Laut allgemeiner Reitbahnregel hat der Reiter auf der linken Hand Vortritt. Auf unseren Abreitplätzen mit viel Verkehr ist das manchmal nicht so einfach umzusetzen. Darum tut man gut daran, seine Sinne zu schärfen und wachsam zu sein. Ganz wichtig ist, Augenkontakt zum entgegenkommenden Reiter zu suchen. Der Warm-up Pen ist nicht der Ort, um mit einem nach unten auf den Pferdehals gerichteten Blick zu reiten. Vorausschauend und zielstrebig die Linie, die man Reiten will, suchen, verhindert Missverständnisse und gar Zusammenstösse. Sollte man trotzdem auf Kollisionskurs sein ist eine laute unmissverständliche Ansage fällig. Das kann ein energisches «Achtung!» oder ein «Links!» oder «Rechts!» sein.
 
Vorsicht beim Überholen
Überholen für uns Westernreiter normal und die meisten Pferde sind es gewohnt, wenn andere Pferde an ihnen vorbeiziehen. Es gibt aber auch Einsteiger – Pferde wie Reiter. Darum bitte in einem respektvollen Abstand überholen, frühzeitig den Hufschlag wechseln und nicht nahe aufreiten. Auch hier kann je nach Situation ein akustisches Signal helfen.
 
Go with the flow
Betritt man den Warm-up Bereich, kann man sehen, dass alle oder die meisten Reiter in dieselbe Richtung reiten. Die Devise lautet hier: «Go with the flow». Sich dem Verkehrsfluss anzuschliessen, bringt allen mehr Sicherheit. Wird dabei eine Acht geritten, also bei X die Richtung gewechselt, dann werden beide Seiten aufgewärmt.

Blick über die Schulter vor dem «Woah»
Schau nach hinten, bevor du dein Pferd stoppst. Plötzliches Anhalten kann sehr gefährlich werden. Darum ist ein Blick über die Schulter zwingend, bevor man «Woah» sagt. Nimmt man bereits beim Betreten der Warm-up Arena Personen wahr, die zum plötzlichen Stoppen oder gar Richtungswechsel neigen, sollte man sich von diesen unbedingt fernhalten.

Ausruhen in der Mitte der Arena
Möchtest du deinem Pferd oder dir eine kurze Verschnaufpause gönnen, dann bitte nur in der Mitte der Arena. Die Hallenecken sind nicht fürs Ausruhen geeignet, da man dort von den restlichen Reitern gerne übersehen wird.

Trailobjekte wieder in Position bringen
Benutzt man Trailobjekte wie Stangen oder ein Tor, dann bring sie bitte wieder in Position, solltest du sie beim Benutzen verschoben haben oder das Schliessen des Tors wollte nicht funktionieren. Es ist sinnvoll, eine helfende Hand dabei zu haben.

Ups, er musste mal
Die meisten Veranstaltungen sind zu Gast auf einer Pferdesportanlage. Die Reitplatzböden kosten viel Geld und müssen gepflegt werden. Auch an einem Turnier gilt: Absteigen und Pferdeäpfel wegräumen oder jemand dabeihaben, der das für einen macht. Manchmal sind auch Turnierhelfer vor Ort, doch sie sind nicht dazu da, den Teilnehmern hinterher zu putzen. Wenn sie es trotzdem tun, dann ist ein nettes Lächeln und ein Dankeschön angesagt.

«No-phone» zone
Der Warm-up Bereich ist definitiv nicht der Ort, um zu telefonieren oder zu texten – nicht einmal beim Ausruhen in der Mitte der Arena. Lass dein Handy in der Jacken- oder Hosentasche oder besser gleich im Sattelschrank. Dein Fokus liegt beim Telefonieren nicht auf dem, was rund um dich herum geschieht. Du wirst abgelenkt und deine Reaktionszeit wird eingeschränkt.

Aufwärmen für zeitnahe Prüfungen hat Vorrang
Wärmst du dein Pferd für Ranch Riding auf, obschon dein Start erst in einer Stunde ist, dann gib den Teilnehmern von Prüfungen, die vorher auf dem Zeitplan stehen, den Vorrang. Übt jemand allein oder mit dem Trainer oder der Trainerin unmittelbar vor der Prüfung Sequenzen seines Patterns, vorausgesetzt die Platzverhältnisse sind gegeben, dann kreuzte nicht seinen Weg.

Der Warm-up-Bereich vor der Showarena gehört den nächsten Startern
Der kleine Warm-up-Bereich vor der eigentlichen Showarena, ist den Teilnehmenden der aktuellen Prüfung und ihren Trainern vorbehalten und weder ein Treffpunkt noch ein Zuschauerbereich. Gebt den Startenden die Chance, sich noch einmal für die bevorstehende Aufgabe zu sammeln und mental zu fokussieren. Herumstehende Pferde, «Beigemüse» und Hunde gehören nicht dorthin.

Abstand halten
Wir kennen unsere Pferde. An einem fremden Ort können sie aber unerwartet anders reagieren, am Ende sind sie einfach nur Pferde und folgen ihrer DNA. Schliesst man zu nahe auf, kann es «kacheln», wie man umgangssprachlich bei uns sagt – auch wenn das Pferdchen vor uns keine rote Schleife im Schweif trägt. Darum halten wir mindesten eine Pferdelänge Abstand und lassen auch nicht die Pferde aneinander riechen. Vorsicht ist dabei beim Verlassen der Arena geboten. Etwa nach der Rangverkündung oder wenn die Reiterinnen und Reiter dazu aufgefordert werden, weil der Boden präpariert werden soll. Steht jemand vor der Arena im Weg, so gibt es Stau und der kann zu unschönen Situationen führen. Ähnlich wie beim Ein- und Aussteigen aus der Bahn: Lasst denjenigen, welche die Halle verlassen den Vortritt und blockiert nicht den Ausgang. Auch wenn ihr im Stress seid und vielleicht für die nächste Prüfung satteln, umsatteln und euch umziehen müsst, denkt immer an die Sicherheit und übt euch in solchen Situationen in Geduld – auch wenn es für den Moment schwerfällt.

Durchsagen der Organisation, Reitplatzaufsicht und Helfern Folgeleisten
Eine Show zu organisieren ist mit viel Aufwand und mit hohen Erwartungen seitens der Teilnehmenden verbunden. Ein dem Zeitplan treuer Ablauf zeichnet eine gut gemanagte Show aus. Darum bitte verlasst die Arena, wenn man euch dazu auffordert und nicht erst, wenn der Traktor mit dem Eggen schon halb durch ist. Nehmt die Anweisungen der Aufsichtspersonen ernst. Sie sorgen für einen reibungslosen Turnierverlauf.

Ein Ort, an dem viele Menschen mit ihren Pferden zusammenkommen, ist ein potenzieller Gefahrenherd. Es liegt an allen Beteiligten, ihr Risiko richtig einzuschätzen zu können und vorausschauend zu handeln. Ein Turnierplatz ist aber auch ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des sportlichen Messens. Sich den anderen Teilnehmenden gegenüber so zu verhalten, wie man es selbst gerne hätte – mit sportlichem Fairplay – ist ein guter Ansatz, wenn man am Morgen sein Pferd in den Hänger lädt und losfährt. Habt Nachsicht und übt Toleranz mit Einsteigern und Jugendlichen. Wir alle waren einmal neu in der Szene.

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