Wie verkaufe ich erfolgreich mein Pferd

Wenn der Pferdehandel thematisiert wird, dann meistens aus der Sicht des Käufers. Worauf man achten sollte, damit man sich am Ende keine Sorgen einhandelt und wie es aus rechtlicher Perspektive ausschaut. Aber wie verkauft man eigentlich erfolgreich sein eigenes Pferd?

Zu verkaufen, bildschöner Vollblutwallach, Rappe, 5-jährig, Stockmass 1.65 m, ganz lieb und super zum Reiten. VP: Fr. 5000.–. So oder ähnlich sehen Kleininserate in der Tierwelt unter der Rubrik Pferde und Ponys aus und das schon seit Jahrzehnten. Schon als kleines Mädchen faszinierten mich diese Anzeigen, man könnte schon fast sagen sie hatten eine magische Anziehungskraft. Obschon nur wenige Informationen preisgegeben wurden, regte es meine Fantasie an und ich sah mich schon mit diesem Rappen über die Wiesen galoppieren. Offenbar haben sie nicht nur auf mich diese Wirkung, sonst gäbe es sie schon längst nicht mehr. Heute läuft der Pferdeverkauf über viele Kanäle. Allen voran die sozialen Medien. Pferdezüchter und -händler haben zudem längst ihre eigenen Websites.

Hier also einige Tipps zum Pferdeverkauf. In der Rolle des Verkaufspferds unser Bucky (28), den wir natürlich auch nicht hergeben würden, wenn er noch 20 Jahre jünger wäre :-).

Platz vor Preis

Wenn man privat sein Pferd verkaufen möchte, hat man vielleicht eine Beziehung zu dem Tier aufgebaut und was auch immer die Gründe für einen Verkauf sind, in erster Linie wünscht man ihm einen guten Lebensplatz.

Menschen wollen Fotos sehen

Kleinanzeigen mit wenig Informationen haben deswegen Erfolg, weil sie unsere Fantasie anregen. Hat man den Vorteil sein Pferd fotografisch darzustellen, dann sollte man das auch geschickt nutzen. Einfach ein paar schnelle «Knipser» mit dem Smartphone, ist wenig erfolgsversprechend.

Tipp 1: Es darf glänzen. Ein schönes Fell, saubere Hufe und geputztes Equipment sagen etwas über die Sorgfalt aus mit der dieses Pferd gehalten wurde und über den Allgemeinzustand und die Hufpflege

  1. Ein geputztes Pferd ist der Stolz eines jeden Reiters.
  2. Saubere Hufe, mit einem frischen Beschlag oder zeitnah zur letzten Hufpflege wäre ideal, aber nicht immer realisierbar. Saubere Hufe sind ein Muss – eingefettet macht immer «e gueti Falle».
  3. Stallhalfter oder gar ein Showhalfter? Egal, Hauptsache es ist nicht das Weidehalfter, mit dem es sich gestern im Schlamm gewälzt hat.

Foto Gaby Oesch

 

 

 

 

 

 

 

Tipp 2: Ein gesatteltes Pferd kann hübsch aussehen. Damit ein Käufer sich einen ersten Eindruck verschaffen kann, unbedingt auch Fotos ungesattelt. Natürlich gehören Sportfotos oder welche, die besondere Talente zeigen, auch dazu.

  1. Ein Foto von der Seite, eines von vorne mit Brust, Bein- und Hufstellung, eines von hinten mit Bein- und Hufstellung und ein hübsches Bild vom Kopf. Aus diesen Blickwinkeln lässt sich ein Pferd schon recht gut beurteilen. Sind die Fotos so gemacht, dass man auch noch die Hufe «ranzoomen» kann, umso besser.
  2. Bei Sport- oder Freizeitfotos ist es ratsam darauf zu achten, dass das Pferd zufrieden ausschaut. Es versteht sich von selbst, dass Fotos mit offenem Pferdemaul nicht ideal sind.

Tipp 3: Wer ein Video hochladen kann, hat den Vorteil die Gänge seines Verkaufspferdes oder seine sportlichen Fähigkeiten zu präsentieren. Noch lieber sehe ich persönlich ein Pferd ungesattelt beispielsweise an der Longe, nicht ausgebunden, oder an der Hand im Schritt und im Trab vorgeführt.

  1. Können Interessenten so die Gänge beurteilen
  2. Zeigt man, dass das Pferd taktrein läuft
  3. Kann ich ein Pferd mit guten Manieren an der Hand vorstellen

Die weiteren Informationen zum Verkaufspferd hängen unter anderem vom «Verwendungszweck» ab. Für Freizeit, Sport oder für die Zucht sind folgende Eckdaten von Interesse:

  1. Rasse, Geschlecht, Farbe, Stockmass, Geburtsdatum
  2. Herkunft (Züchter), Pedigree (Zuchtpapiere mit Stammbaum)

Achtung Datenschutz! Sollte es Zuchtpapiere geben, auf denen Vorbesitzer aufgelistet sind, empfiehlt es sich, diese vorsichtshalber unleserlich zu machen.

Beschreibung der Charaktereigenschaften und des Ausbildungsstands

«Ein lieber, menschbezogener Lausbube sucht ein neues Zuhause», kann auch heissen: verzogener und dominanter Wallach, mit dem sein Besitzer oder seine Besitzerin nicht klarkommt. Folgende mögliche Angaben sind aussagekräftiger:

  1. Schmiedefromm
  2. Hänger-Einsteigen und -Fahren sind kein Problem
  3. Angaben über die Haltung z.B. «wird in der Gruppe gehalten»
  4. Läuft zuverlässig im Gelände, im Verkehr und auch in der Gruppe
  5. Wurde eingefahren
  6. Er hat einen ruhigen, freundlichen Charakter
  7. Temperament in einer Skala von 1–10 (1 = Bombproofed / 10 = Hot): 5
  8. Ausbildung: z.B Grundausbildung, erste Reiningtrainings bei Trainer Johnny Cool

Für sportlich ambitionierte Interessenten oder Züchter sind natürlich, nebst dem Pedigree, die sportlichen Erfolge von Interesse oder bei jungen Pferden, deren Talente, welche man künftig noch fördern kann.

Nun haben wir unser Verkaufspferd von der besten Seite präsentiert. Wie sieht es denn mit Mängeln aus?

Bucky ist Ekzemer und jeder der ein Pferd mit diesem Handycap hat, leidet mit. Natürlich sage ich mir, nie mehr ein Pferd mit Sommerekzem. Doch, würde ich vor genau meinem Traumpferd stehen und sonst wirklich alles wie Deckel auf Eimer passen, wüsste ich jetzt nicht, ob ich alle Vorsätze über Bord werfen und mich trotzdem auf einen Kauf einlassen würde. Aber wenn ich 100 Kilometer fahre, um mir ein Pferd anzuschauen und feststelle, dass er sich kratzt, dann wäre ich stinkig. Ich kann hier nur für mich sprechen. Ein Pferdekauf ist auch Vertrauenssache und ich lege Wert auf Ehrlichkeit. Wieviel man hier schon bei einem Inserat preisgeben will, sei jedem selbst überlassen.

Schlussendlich sind wir wieder beim Anfang angelangt – Platz vor Preis. Natürlich heisst es nicht immer Platz vor Preis und diese Aussage soll nicht heissen, dass ein Pferd praktisch zu verschenken ist. Im Gegenteil, es sagt aus, dass einem viel an dem Tier liegt und man es nicht unter allen Umständen loswerden will. Wenn das so ist, dann empfehle ich, bereits im Inserat zu erwähnen, dass man sich beispielsweise Kaufinteressenten wünscht, die eine Offenstallhaltung bevorzugen. Oder, dass nur an nicht ambitionierte Reiter verkauft wird, weil man vielleicht die Erfahrung gemacht hat, dass dieses Pferd sich nicht für den Turniersport eignet. Oder, und hier kommt die Verantwortung des Verkäufers ins Spiel sollte es sich um ein schwieriges Pferd handeln, der Vermerk «wird nur an erfahrene Reiter*innen verkauft». Natürlich kann der neue Besitzer oder die neue Besitzerin nach dem Kauf solche Versprechen brechen. Aber man hat zumindest die Chance, an die richtigen Interessenten zu gelangen.

Soll man nun einen Preis nennen, oder doch nicht? Das ist eine verkaufsstrategische Entscheidung und hängt auch vom persönlichen Verhandlungsgeschick ab. Ich kann hier auch nur von meiner Warte aus sprechen. Ich schätze eine Preisangabe oder zumindest eine Preisspanne. Ich bin jetzt nicht so der Verhandlungstyp. Ich will etwas und das hat einen Preis. Wenn ich es mir leisten kann, verhandle ich nicht und sonst leiste ich es mir nicht. So einfach ist das. Andere wiederum lieben es zu markten.

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