SVPS: Herpes-Ausbruch am CSI in Valencia

Vor gut einer Woche informierte der Weltreiterverband (FEI), dass sich am CSI von Valencia (ESP) zahlreiche Pferde mit dem Equinen Herpesvirus des Typs 1 (EHV-1) infiziert haben. Noch heute befinden sich über 100 Pferde in Isolation auf dem Turniergelände, andere sind abgereist, wurden von der FEI aber für weitere Teilnahmen an internationalen Turnieren gesperrt. Zudem hat die FEI gestern Abend entschieden, alle internationalen Turniere in Europa bis am 28. März 2021 abzusagen. Diese Entscheidung betrifft alle FEI-Disziplinen. Einzig die Springturnierserien auf der iberischen Halbinsel und in Italien dürfen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt werden, jedoch nur, solange kein EHV-1-Fall auftritt und keine neuen Pferde auf das Turniergelände gelassen werden. Auch von nationalen Turnieren in der Schweiz werden die betroffenen Pferde ausgeschlossen. Ausserdem empfiehlt die Veterinärkommission des SVPS, diese potenziell infizierten Pferde zu isolieren.
Seit Jahrzehnten gab es in Europa keinen so heftigen EHV-Ausbruch mehr. Leider sind über das Wochenende vier Pferde in Valencia verstorben. Von den auf dem Turniergelände isolierten Pferden zeigen 84 klinische Symptome und 11 werden in auswärtigen Kliniken behandelt. Gemäss Angaben der FEI ist die Lage ernst, aber unter Kontrolle. Pferde, die sich mit EHV-1 angesteckt haben, entwickeln Fieber und Atemwegsprobleme. In seltenen schwerwiegenden Fällen – wie sie leider auch in Valencia zu beobachten sind – schlägt die Viruserkrankung auf das Nervensystem und führt unter anderem zu Störungen der Bewegungskoordination und zu Lähmungserscheinungen. Der SVPS steht in Kontakt mit der FEI, dem Europäischen Pferdesportverband (EEF) sowie dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), um den aktuellen EHV-Ausbruch in Schranken zu halten.

Zurück aus Valencia oder von anderen internationalen Turnieren
Manche Pferde, die am Springturnier in Valencia teilnahmen, konnten inzwischen die Heimreise antreten – so auch mehrere Schweizer Pferde. Aufgrund der Inkubationszeit von 6–10 Tagen müssen diese Tiere jedoch weiterhin streng überwacht werden. Zudem werden sie vom SVPS von der Teilnahme an nationalen Turnieren ausgeschlossen – sofern es solche gibt – bis sie negativ auf EHV-1 getestet wurden.
Die wichtigste Massnahme zur Unterbrechung der Ansteckungen ist die Isolation der Pferde und die Überwachung des Gesundheitszustands. Dabei wird empfohlen, den Pferden zweimal täglich die rektale Körpertemperatur zu messen (Temperaturen über 38,2 °C gelten als Fieber). Wenn mehrere Pferde eines Stalles gemeinsam auf einem Turnier waren, können diese Pferde als eine Gruppe isoliert gehalten werden. Zeigt ein Pferd Anzeichen von schlechter Fresslust, Nasenausfluss, Mattigkeit oder Fieber, sollte ein Tierarzt beigezogen werden. Es sollten in dieser Zeit keine neuen Pferde im Stall aufgenommen werden oder den Stall verlassen – es sei denn für eine Überweisung in eine Klinik.
Die Veterinärkommission des SVPS und der Disziplintierarzt Springen stehen in Kontakt mit den betroffenen Reiterinnen und Reitern sowie ihren privaten Tierärzten, um die Situation im Auge zu behalten.
Alle Pferde, die von internationalen Springturnieren (z. B. Vejer de la Frontera, Oliva, Gorla Minore usw.) zurück in die Schweiz kommen, müssen nun einer erhöhten Kontrolle unterstellt werden mit einer Isolation und Gesundheitskontrolle wie oben beschrieben. Es empfiehlt sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Privattierarzt.

FEI-Turnierstopp in Europa
Die FEI hat gestern Abend entschieden, alle Turniere bis am 28. März 2021 abzusagen. Dies betrifft Veranstaltungen in folgenden Ländern: Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien, Italien, Österreich, Polen, Holland, Deutschland und der Slowakei. Um zu verhindern, dass eine grosse Anzahl von Pferden gleichzeitig die seit einigen Wochen laufenden Springtouren in Spanien und Italien verlässt, werden diese speziellen Touren als einzelne «Blasen» unter speziellen Bedingung fortgesetzt. Es werden keine neuen Pferde an diesen Austragungsorten zugelassen und es dürfen keine positiven EHV-1-Fälle bestätigt werden. Die Springturniere unterliegen strengen Gesundheitsmassnahmen und es sind zusätzliche FEI Veterinary Delegates auf Platz.

Hinweise zur Impfung
Obwohl generell empfohlen wird, insbesondere sportaktive Pferde gegen EHV zu impfen, wäre eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt zu kurzfristig, um einer Infektion im Rahmen des momentanen Ausbruchs vorzubeugen. Ein Impfschutz besteht erst nach einer Grundimmunisierung über zwei Impfungen im Abstand von 3 bis 8 Wochen und muss mit 6-monatigen Boostern aufrechterhalten werden. Ausserdem besteht auch nach einer korrekten Impfung keine vollständige Immunität.

Dennoch sollte ausserhalb eines aktuellen Ausbruchs in Zuchtbetrieben und gefährdeten Betrieben (mit vielen Turnierpferden, Neuzugängen) wenn immer möglich der gesamte Bestand durchgeimpft werden, um eine gewisse Herdenimmunität zu erreichen.

Quelle: www.fnch.ch / Text: Marco Bryner, Präsident der Veterinärkommission

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