Das Ding mit dem «Swing»

Bioresonanz scheidet die Geister. Während die einen darauf schwören, ist es für andere nur Stromverschwendung. Etwa als «Esoterischer-Humbug» wurde es vom «Kassensturz» betitelt und «Einen Nachweis auf Erfolg, der über einen Placeboeffekt hinausgeht, gibt es nicht», sagen die Skeptiker.

Alternative Behandlungsmethoden liegen schon lange im Trend. Nicht nur in der Humanmedizin, auch bei unseren geliebten Haustieren setzen viele auf Homöopathie, Magnetfeldtherapien, Bachblüten und Co. Manchmal vor einer tierärztlichen Abklärung, manchmal aber auch nachdem die Schulmedizin am Ende ist und Pferdebesitzer*innen nach Lösungen für Linderung oder Heilung suchen.

Austherapiert war aus Sicht verschiedener Tierärzte auch die kleine Stute, die immer wieder unter starkem und langanhaltendem Nesselfieber litt. Immer etwa zur selben Jahreszeit traten die grossen «Püggel» auf – mitten in der Turniersaison. Anfangs konnte der Veterinär mit der Verabreichung von Cortison dagegenhalten, doch nach einigen Tagen kam das Nesselfieber umso stärker zurück. Es wurde Blut entnommen und ein Allergietest gemacht. Dabei kam heraus, dass das Pferd offenbar unter einer Allergie auf Bäume litt – welche waren nicht klar, hierfür wurden weitere Untersuchungen und gar eine Immunisierungs-Therapie empfohlen. Schliesslich entschieden sich die Besitzer für den alternativen Weg und setzten auf eine Entgiftungskur. Diese schlug an. Die fiesen Pusteln wurden kleiner, bis sie schliesslich ganz verschwanden. Doch sie kamen im nächsten Jahr um etwa dieselbe Jahreszeit wieder. Wieder mussten Turniere abgesagt werden und wieder bekamen es die Besitzer in den Griff. Doch die nächste Nesselfieber-Attacke schlug –«ausserplanmässig» – im Winter zu. Dieses Mal entschied man sich auf Empfehlung hin für die Bioresonanztherapie. Nach nur einer Sitzung wurden die Symptome weniger bis das Nesselfieber schliesslich ganz verschwand und seither nicht mehr auftrat, auch nicht während der sonst üblichen Jahreszeit. Dieser Fall beeindruckte mich und war Grund genug, um die Bioresonanztherapie für den WESTERNER genauer anzuschauen. Denn der Vergleich mit dem Placeboeffekt hinkt bei der Anwendung an Tieren.

Woher kommt das Prinzip und wie funktioniert Bioresonanz
Das Mitte der 1970 Jahre von den deutschen Scientologen Dr. Franz Morell und dem Ingenieur Erich Rasche entwickelte Diagnose- und Behandlungsprinzip, welches auf den körpereigenen Schwingungen basiert, hiess ursprünglich MORA-Therapie. Weshalb die Bioresonanz bei einigen vielleicht einen «scientologischen» Beigeschmack hervorrufen mag.

Vereinfacht erklärt geht man bei der Bioresonanz davon aus, dass in jeder Zelle in einem Körper ein elektromagnetisches Feld besteht. Schwingen die elektromagnetischen Wellen harmonisch, ergeben sie eine bestimmte Frequenz. Dabei bilden Muskelzellen andere Frequenzen als Hautzellen. Eine Störung dieser Schwingungen löst Krankheiten aus.
Mit Hilfe der Bioresonanz sollen die Schwingungen der elektromagnetischen Wellen gemessen und dabei Störungen aufgespürt werden. Registriert das Gerät ein fehlerhaftes Schwingungsmuster, wird es wieder in Einklang gebracht. Bioresonanz ist demnach Diagnose und Therapie in einem. Wissenschaftlich belegt wurde die MORA- oder Bioresonanztherapie bislang nicht. Das Prinzip in dieser Form hat nunmehr über vierzig Jahre Bestand. Heute nutzen immer mehr Mediziner die Methode als Ergänzung zur konventionellen Therapie.
In der Schweiz gehört die Bioresonanztherapie zu den alternativen Heilmethoden und ist von den Krankenkassen anerkannt.

Vorsicht vor Quacksalbern
Obschon sich Bioresonanz heute als Alternativmethode etabliert hat, ist aus Konsumentensicht Vorsicht geboten. Ein Gerät ist immer nur so gut, wie der Therapeut, der es bedient und die Ergebnisse entsprechend interpretieren kann. Als Background ist eine medizinische oder naturheilkundliche Ausbildung und eine entsprechende Erfahrung Voraussetzung. Ein guter Therapeut, eine gute Therapeutin zeichnet sich durch die Gabe aus, die Situation umfassend zu erkennen. Umstände wie die Haltung, Vorerkrankungen, Fütterung und nicht zuletzt die Beziehung des Pferdebesitzers zu seinem Tier, geben wichtige Hinweise zu einem bestehenden Problem und dessen Lösungsansatz. Vorsicht ist bei den Anbietern geboten, die, falls notwendig, eine Zusammenarbeit mit anderen Fachleuchten wie Veterinäre, Hufschmiede/Hufpfleger oder Sattler ablehnen.

Gefordert sind auch die Pferdebesitzer*innen, sie kennen ihr Tier am besten. Doch genau dieser Umstand kann zur Stolperfalle werden. Die Tatsache, dass Pferde uns spiegeln und dies zur Situation verleitet, unsere eigenen Befindlichkeiten und Gefühle in das «Krankheitsbild» der Pferde hinzuinterpretieren, ist nicht von der Hand zu weisen. Versuchen objektiv zu bleiben ist sicher ratsam, wenngleich das in bestimmten Situationen für manche nicht einfach ist. Genau an diesem Punkt können Scharlatane unter Umständen ihren Hebel ansetzen und hier trennt sich die Spreu vom Weizen – die Qualität eines Therapeuten wird sichtbar. Sofern der Pferdebesitzer überhaupt in der Lage ist, die Situation richtig zu deuten. Bei einem längeren Krankheits- oder Therapieverlauf kann eine Art Tagebuch ein guter Helfer sein, um eine einigermassen objektive Übersicht zur wahren. Wann wurde therapiert … welche Medikamente oder Futterzusätze kamen zum Einsatz… wie wurde das Pferd bewegt … wann war es auf der Weide … wie wirken sich die einzelnen Massnahmen auf mein Pferd aus – um nur einige Beispiele zu nennen. Solche Aufzeichnungen können auch für Therapeut*innen hilfreiche Informationen liefern.

Die Bioresonanz-Methode in der Anwendung
Als Testpferd für den WESTERNER durfte wieder einmal der gute alte Bucky herhalten. 2020 war kein ganz so gesundes Jahr für unseren sonst so fitten Quarter Horse Wallach. Der Husten fing bereits Ende 2019 an und wollte einfach nicht bessern. Ein halbes Jahr später wurde im Berner Unispital bei einer Lungenspiegelung starkes Equines Asthma und vermutlich als Folge des langanhaltenden Hustens, ein Herzgeräusch diagnostiziert. Von einer ständigen Gabe von Medikamenten wurde abgeraten, stattdessen eine Haltungsumstellung empfohlen, die wir zum Teil auch umsetzen konnte. Der Husten wurde weniger und wir konnten, nach ein paar Rückschlägen, wieder beginnen Bucky seinem Alter (26) und seiner körperlichen Konstitution entsprechend leicht zu Bewegen. Kurze Ausritte im Schritt oder als Handpferd, etwas Longenarbeit, «In Hand Trail», Spaziergänge. Doch immer wenn wir dachten, dass er über dem Berg ist, kam der Husten und Nasenausfluss zurück. Als weiteres «Gebrechen» kommt sein Sommerekzem hinzu. Soweit die Ausgangslage.

Für die Bioresonanztherapie stellte sich Desirée Strebel zur Verfügung. Desirée ist Mobile Tierheilpraktikerin für Heim- und Nutztiere. Nebst einem Studium als Tierheilpraktikerin und Tierhomöopathin, ist sie ausgebildete Pferdeosteopathin und wendet die Bioresonanz als zusätzliche Therapie an.

Bucky bekommt eine kleine Decke auf den Rücken, die mittels eines Kabels an das Bioresonanzgerät angehängt wird. Vom Gerät geht ein weiteres Kabel weg, in einen Griff, in dem der Tensor steckt, eine Art Pendel das spiralförmig endet. Die Behandlung startet nun mit dem Durchtesten sämtlicher Organe. Das Pendel in Desirées Hand beginnt stark im Kreis zu Schwingen. Gespannt warten wir auf die Diagnose jedes Bereichs. Immer wenn etwas im Ungleichgewicht ist, schwingt der Tensor langsamer bis er schlussendlich auf und ab ausschlägt und ein Problem anzeigt – dieses wiederum ist auf dem Display des Bioresonanzgeräts ersichtlich.

Das Pendel schwingt mehrheitlich im Kreis, was ein gutes Anzeichen sei. Einzig bei den Bronchien, der Leber und der Nieren schlägt der Tensor aus und signalisiert ein Problem. Was vom Gerät nicht erkannt wird, ist die vom Sommerekzem lädierte Haut und sein Herz. Nach dem Austesten kommt der Therapieteil, der gut eine halbe Stunde dauert und währenddessen das Bioresonanzgerät selbständig arbeitet. Bucky scheint diesen Part zu geniessen. Er entspannt sich, Gähnt öfters und lässt die Lippen hängen. Dann ist der ganze Zauber auch schon vorbei. Wir verabreden eine Nachbehandlung in zwei Wochen.

Bei der Nachbehandlung konnten keine disharmonischen Schwingungen mehr ermittelt werden. Hat sich nun punkto Husten etwas verbessert? Die Antwort lautet klar ja. Husten wie Nasenausfluss verschwanden zwischen der ersten und zweiten Sitzung ganz . Heute, nach über zwei Monaten, ist er immer noch stabil – auch unter Belastung. Für uns und natürlich für Bucky, hat sich der Versuch mit der Bioresonanztherapie gelohnt. Zu erwähnen ist noch, dass er seit Juni keine Medikamente (VentiPlus) mehr bekam. Er bekommt Wacholderbeeren und wurde bis Anfang Oktober mit einem Hustensaft auf Kräuterbasis unterstützt.

(Erschienen im Dezember WESTERNER 2020)

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