AQHA European Affiliate Summit 2018 – American Quarter Horse Association macht sich startklar für die Zukunft
Die globale Digitalisierung schreitet voran und macht auch nicht vor der AQHA halt. Als grösster, weltweit agierender Pferdezuchtverband und florierende Industrie, von der viele abhängig sind, nimmt die AQHA ihre Verantwortung wahr und investiert in die Zukunft. Vom 2. bis 4. Februar wurden diese Zukunftspläne im Rahmen des European Summit den Verantwortlichen der europäischen Tochterverbände (Affiliates) vorgestellt.
Die Anliegen der europäischen Quarter Horse Verbände sind Chefsache. AQHA Präsident Ralph Seekins reiste nach Zürich, um sich ein Bild der aktuellen Situation der europäischen Quarter Horse Szene zu machen, aber in erster Linie auch um den direkten Austausch mit den Verantwortlichen zu pflegen. Mit ihm reisten Dr. Anna Morrison, AQHA Chief International Officer und Sierra Kane, AQHA Manager of International Activities, beides sehr engagierte junge Mitarbeiterinnen die unter dem Strich nur ein Ziel haben: Das Quarter Horse weltweit zu fördern und ihren Mitgliedern in allen Belangen einen Top-Service zu bieten. Um dieses Ziel erreichen zu können, sind einige Neuerungen unumgänglich.
Start to Finish: Die neue Philosophie der Mitgliederbetreuung
Eine wichtige Neuerung ist die Umstrukturierung der Arbeitsprozesse im Hintergrund. Die neue Philosophie heisst «Start to Finish Problem Solving» was nichts anderes bedeutet, als dass eine eingehende Anfrage von ein und derselben Person betreut und nicht einfach an eine andere Abteilung weitergereicht wird. Diese eine Person ist zuständig, um gegebenenfalls interne Informationen einzuholen und die Anfrage zur Zufriedenheit des Mitglieds zu beantworten.
Es wird aber auch an einem neuen Computersystem und einer neuen Website gearbeitet. Die neue, noch nicht öffentlich zugängliche Website, wird anlässlich der AQHA Convention im März vorgestellt und kann dort von den Gästen getestet werden.
Was heisst neues Computersystem?
Viele erinnern sich an die letzte Erneuerung des AQHA Computersystems (2012/2013). Da stellen sich vermutlich einige Nackenhaare – es war ein Desaster. Ralph Seekins versicherte aber an dieser Stelle, dass das neue System nicht verfügbar sein werde, bevor es nicht einwandfrei funktioniere. «Da die AQHA ein einzigartiges Unternehmen ist, das in dieser Form nirgends existiert, kann auf keine bestehende Software zurückgegriffen werden. Dies bedeutet, dass alles von Grund auf neu entwickelt werden muss. Das System befindet sich zurzeit in der Testphase und als voraussichtlicher Termin wird der 1. Juli angestrebt, d.h. sofern es in allen Belangen zu hundert Prozent reibungslos läuft», so Ralph Seekins.
Ein einwandfrei funktionierendes System ist das Rückgrat auf dessen Basis die AQHA einen optimalen, zukunftstauglichen Mitgliederservice bieten kann. Zukunftstauglich bedeutet, dass zunehmend alle Geschäfte direkt online abgewickelt werden können und Mitglieder die Möglichkeit haben, ihren eigenen Account ein stückweit zu personalisieren. Hierzu gehört beispielsweise auch die sichere Hinterlegung von KreditkartenInformationen, sofern man das möchte( Paypal wird hingegen weiterhin noch nicht angeboten). Weiter wird es für Mitglieder möglich sein, in ihrem Mitgliederkonto zu definieren, ob und welche AQHA Korrespondenz sie künftig in Papierform oder per Email erhalten wollen. Es kam immer wieder vor, dass die Briefpost von der AQHA nicht, oder sehr spät ankam. Nach einem mehr wie unbefriedigenden Testresultat dreier verschiedener Versandformen (US-1st Class Post, FedEx, UPS) über einen Test-Zeitraum von insgesamt vier Monaten, kam die AQHA zum Schluss, dass der zuverlässigste Weg der elektronische sei. Somit möchte die AQHA wo möglich, die papierlose Korrespondenz anstreben.
Mit dem neuen System werden auf Wunsch auch Membership Cards oder DNA-Kits als PDF-Version erhältlich sein. Es wird künftig auch möglich sein, dass jedes Mitglied seinen aktuellen Show-Level online abrufen kann.
Ziel der AQHA ist es, mit dem neuen Computersystem den gesamten Service kundenfreundlicher zu gestalten und das gleichermassen für die Mitglieder und die Affiliates. Deswegen wird ein längerfristiges Ziel auch sein, die AQHA Website multilingual zu führen.
Erleichterung für AQHA Show Manager
Das neue Computersystem soll auch Erleichterungen für die Show Manager bringen. So können beispielsweise die Show Approvals online ausgefüllt und eingereicht werden. Sie werden im System gespeichert und können für das darauffolgende Jahr einfach wiederverwendet, bzw. kopiert werden, ohne, dass die gesamten Klassen neu erfasst werden müssen. Zudem ist eine eigene AQHA Show Software in Planung. «Ziel ist es, dass jeweils am Ende eines Showtages die Show Manager einfach per Mausklick ihre Resultate übermitteln können», so Ralph Seekins.
Level 1 Reiter für mehr als nur ein Leben
Es ist nichts Neues, dass das Punktesystem der USA nicht so ganz kompatibel mit den Verhältnissen in Europa ist. Gemessen an der Anzahl Shows und den Entries ist es bei uns praktisch unmöglich, in einem Leben punktmässig in einen höheren Level zu reiten. Dem will die AQHA mit einer 1/3 Regel nun Abhilfe schaffen. Das bedeutet beispielsweise, dass in Zukunft ein Teilnehmer, welcher in den USA im Level 1 Western Riding 15 Punkte hat, in Level 2 aufsteigt. Der Teilnehmer in derselben Klasse in Europa steigt jedoch bereits mit 5 Punkten auf. Dies ist nur eine der neuen Regeln oder Regelanpassungen, die an der diesjährigen Convention diskutiert, bzw. verabschiedet werden.
Wie können die Affiliates ihre Mitgliederzahlen halten bzw. steigern?
Praktisch jeder Quarter Horse Verband hat mit rückläufigen Mitgliederzahlen zu kämpfen. Um einige Zahlen aus der AQHA Statistik zu nennen: 1985 waren es weltweit 166145 Mitglieder. Danach trat ein regelrechter Boom ein, der 1992 in eine Mitgliederzahl von 313797 gipfelte. Dann gab es einen Einbruch, der sich bis 2005 aber so gut erholte, dass die Anzahl auf weltweit 347451 Mitglieder anstieg. 2016 waren es aber nur noch 253579. Ein Phänomen des Mitgliederschwundes kann man den Spezialisierungen zuordnen. Beispielsweise wer nur Reining reiten wollte, wechselte von der AQHA zur NRHA.
Ein Grund um Mitglied in einem Affiliate zu sein, ist der Mitgliederservice des jeweiligen Verbands, d.h. die Hilfe mit dem ganzen Papierkram mit der AQHA. Eine Frage kommt nun berechtigterweise auf: Wenn in Zukunft Geschäfte mit der AQHA von jedem bequem online getätigt werden können, was genau ist dann der Anreiz um Mitglied in seinem Landesverband zu bleiben oder zu werden? Genau dies ist auch eine von vielen Fragen, die sich die AQHA stellt und Anna Morrison kam nicht unvorbereitet an den Summit.
Der Schuh drückt bekanntlich denjenigen, der ihn trägt. Getreu nach diesem Motto wurde ein kurzer Workshop in Form von Gruppenarbeiten durchgeführt. Die Aufgabe war, sich Gedanken zu den grössten Herausforderungen seines Verbandes zu machen und Ideen zu finden, wie man neue Mitglieder gewinnen kann.
Die anschliessend vorgetragenen Zusammenfassungen waren spannend und zeigten auf, dass, obschon die europäischen Verbände sich bezüglich Struktur und Grösse unterscheiden, sie zum Teil dieselben Probleme wälzen. Lösungsansätze wie ein Angebot zu Ausbildung, Information und Aufklärung (z. Bsp. in Fragen zu Training, Zucht, Haltung und Tierwohl) und spezielle Angebote für Freizeitreiter, wurden praktisch bei allen Gruppen thematisiert. Fazit aber war, dass der Spassfaktor und vor allem der persönliche Kontakt zu den Mitgliedern, das Zwischenmenschliche also, Punkte sind, die nicht zu kurz kommen dürfen und man zudem nicht vergessen darf, dass der Anteil der Freizeitreiter, demjenigen der Turnierreiter um ein vielfaches übersteigt. Obschon, oder vielleicht müsste man eher sagen gerade weil diese Gruppenarbeiten zeitlich begrenzt waren, kam eine Dynamik auf, die grosses Potential für innovative Lösungen erahnen lässt.
«Der Umbruch wird nicht kommen, wir sind schon mitten drin»
Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine sehr interessante und bereichernde Zusammenkunft der europäischen Affiliates war. AQHA Präsident Ralph Seekins wie seine beiden Mitarbeiterinnen Dr. Anne Morrison und Sierra Kane repräsentieren eine neue, frische und dynamische Ära der AQHA. Ein Umbruch auf breiter Ebene zeichnet sich deutlich ab, bzw. ist laut AQHA gerade am laufen. Den Aufbruch in die neue Zukunft wollen und müssen sie zusammen mit den Affiliates gehen. Wie das Ganze jedoch umgesetzt wird, steht noch in den Sternen. 95% aller Tochterverbände werden ehrenamtlich geführt und ein Erfolg hängt stark von den Personen in den Vorständen ab. Neue, innovative Ideen und Visionen sind gefragt und starke Persönlichkeiten, die diese auch umsetzen. Dabei würde eine engere Zusammenarbeit unter den europäischen Affiliates, oder zumindest ein regelmässiger Austausch, vermutlich hilfreich sein.
Der AQHA Summit in Zürich hat gezeigt, dass fähige und innovative Köpfe an der Spitze der jeweiligen Verbände sitzen. «Out of the Box-Thinking» ist angesagt und kreative Lösungen sind gesucht. Vielleicht wären weitere Workshops unter den europäischen Affiliates eine Idee, um das gesamte Wissens- und Erfahrungspotential zu bündeln? Gemeinsam neue Wege finden um das Quarter Horse auch in Zukunft in Europa erfolgreich zu fördern und um neue Mitglieder zu motivieren, unsere Begeisterung und Leidenschaft für diese wunderbare und vielseitige Rasse mit uns teilen – ein grosses Ziel, aber nicht unerreichbar.