ParaWesternreiten auch in der Schweiz?

Warum eigentlich nicht. Mit dem Thema konfrontiert worden und sich auseinandergesetzt haben sich sehr konkret Philipp Roos und Mario Seebacher. Die beiden stellen regelmäßig Reitern mit einer Behinderung ihre Pferde zur Verfügung für Wettkämpfe. Und zwar nicht irgendwelche Pferde sondern Spitzenturnierpferde die Europa Meisterschaften gewinnen unter ihnen. Elinor Switzer meinte denn auch schmunzelnd, sie sei nach einem Hinweis von Hubertus Jagfeld einfach mutig auf den ihr dazumal unbekannten Philipp zugegangen und habe ihn gefragt ob er ihr allenfalls seine Annie zur Verfügung stellen würde, sie gefalle ihr sehr. Und es hat geklappt und ist ein tolle Sache daraus geworden.

Elene_SwitzerIch selber hatte das Vergnügen Elinor an der letzten Europa Meisterschaft in Kreuth kennen zu lernen. Wir waren mit ihr, Philipp und mejner Familie zusammen im Bierkönig Nachtessen. Und es war ein äusserst kurzweilliger Abend mit interessanten Gesprächen und einer schönen Begegnung mit einer intelligenten und offenen jungen Frau die ihr Schicksal akzeptiert und daraus das Beste macht. Die gebürtige Amerikanerin Dr. Elinor Switzer kann ihren Beruf als praktizierende Tierärztin nach einer Muskelerkrankung, einem Hirnschlag und einem nicht operablen Hirntumor nicht mehr ausüben und arbeitet jetzt als Managing Editor einer englisch-sprachigen Fachzeitschrift bei einem Medizinverlag. Elinor gewann letztes Jahr den Walk & Jog Trail an der Q13 mit einem 73,5 Score auf Philipps Invitation Tonite aka Annie. Sie erklärte uns im Gespräch den 2008 in Deutschland gegründeten Verein Parawesternreiter e.V. mit dem Motto „Westernreiter mit Behinderung für Westernreiten mit Behinderung“. Wir haben Elinor spontan aufgefordert doch den Verein im Westerner vorzustellen. Wer weiss, entsteht vielleicht bald ein Ableger in der Schweiz.

Markus Müller

 

9edceaa196ParaWesternReiter – wer ist das?

In regelmäßigen Abständen wird im Quarter Horse Journal, auf Wittelsbürger oder den Printmedien anderer deutschsprachiger Verbände über die ParaWesternReiter berichtet. Doch wer verbirgt sich dahinter, bzw. was macht dieser Verein?

Diese und andere Fragen sollen hier beantwortet werden.

ParaWesternReiter e.V. (PWR) ist ein Verein, den Reiter mit einem Handicap im Jahr 2008 in Deutschland gegründet haben, um in Zusammenarbeit mit allen großen, in Deutschland aktiven Westernreitverbänden zu erreichen, daß es künftig auf Regelturnieren Klassen für Reiter mit Handicap gibt und die Belange dieser Menschen bei den Verbänden berücksichtigt werden. Darüber hinaus soll die Fortbildung der Reiter mit Handicap und ihrer Pferde in Kursen und Work­shops bei ausgesuchten Trainern organisiert werden.

Inzwischen gibt es die ParaWesternReiter bereits seit sechs Jahren und sie können auf eine eindrucksvolle und erfolgreiche Vereinsarbeit zurückschauen:

  • Die ParaWesternReiter haben ein eigenes Regelwerk entwickelt, dessen Kern die Turnierkarte ist. Hierin wird das aktuelle Handicap allgemeinverständlich beschrieben und –falls erforderlich – Hilfsmittel aufgeführt. Die Turnierkarte wird durch die Erste Westernreiter Union in Deutschland anerkannt, und es ist den Inhabern möglich, mit den Hilfsmitteln auch in Regelklassen zu starten.
  • Durch Initiative der ParaWesternReiter richtet auch die DQHA seit 2010 regelmässig auch in der Q Serie Klassen für Equestrians with Disabilities (EWD) nach dem Regelwerk der AQHA aus.
  • Es gibt im deutschen Raum mittlerweile auf vielen großen Turnieren Para-‑Klassen, die in der Regel gut besucht sind. Das dort vorgestellte Niveau beeindruckt das fachkundige Publikum jedes Mal sehr.
  • Zwischen den Vereinsmitgliedern aus ganz Deutschland hat sich ein Netzwerk gebildet, das weit über die Reiterei hinaus geht. Hier haben sich Freundschaften entwickelt und bei vielen, mit einem Handicap verbunden Problemen gibt es Rat und Hilfe untereinander. Seit 2014 sind auch Mitglieder aus der Slowakei dabei und die ParaWesternReiter würden sich auch sehr über Zuwachs aus der Schweiz und Österreich freuen.
  • Die vom PWR organisierten Kurse werden gut besucht. Die ausgewählten Trainer gehen auf die besonderen Belange der Teilnehmer ein und es wird immer versucht eine prakti­kable Lösung für Pferd und Reiter zu finden. Der Erfolg ist durch das ständig steigende reiterliche Niveau der Pferd-Reiter-Teams zu sehen.
  • Besondere Highlights hierbei sind:
    die europaweit (wahrscheinlich sogar weltweit) einzigartigen, vom PWR organisierten Rinderkurse für Reiter mit Handicap auf der Circle L Ranch im Großraum Hannover. Hier haben fortgeschrittene Reiter mit Handicap die Möglichkeit, die verschiedenen Diszipli­nen der Rinderklassen unter fachkundiger Anleitung von Hellfried Kurczac zu erlernen.das in diesem Jahr begonnene Reiningprojekt der NRHA Germany. Die NRHA hat in Zu­sammenarbeit mit dem PWR auf der Showdownranch in Alfdorf (Baden-Württemberg) das erste Para-Reiningcamp weltweit durchgeführt. Die Teilnehmer waren sehr begeistert und aus diesem Bereich wird mit Sicherheit noch einiges an Neuigkeiten zu berichten sein, da es derzeit auch in den USA und Kanada Bestrebungen gibt Para-Reining als Leistungssport zu etablieren. Der PWR ist somit gemeinsam mit der NRHA ein Vorreiter in dieser Disziplin.

Jeder Leser, der Interesse an dem Verein hat, oder noch Fragen zu dem Thema geklärt ha­ben möchte, kann sich gerne an die auf der Homepage www.parawesternreiter.de oder auf Facebook genannten Ansprechpartner Andreas Bake oder Susanne Brinkmann wenden. Es wird jede Anfrage gerne beantwortet.

Elinor Switzer, Parawesternreiter e.V.
Fotos: www.dqha.de

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